Das beschädigte Herz

Das beschädigte Herz

Ich möchte heut von den Herzen erzählen, die in jungen Jahren Erfahrungen machten, von denen sie oft keine Kenntnis erlangen und diese als Spuren  ins späte Leben mit sich tragen.

.In meiner Praxis begegne ich in allen Altersstufen Menschen, deren Herzen im Laufe des Lebens durch die Unachtsamkeit oder Unwissenheit anderer, Beschädigung erlitten haben und heute noch an diesen Erfahrungen leiden, ohne es zu wissen.

Es geht so schnell, dass wir hier auf Erden etwas erleben, das nachhaltige Eindrücke hinterlässt und das Gefühl entsteht, wir sind es nicht wert oder wir verhalten uns nicht richtig, um die von uns so benötigte Zuwendung, Achtung oder Liebe derer zu erhalten, die in diesem Moment unsere Fürsorge übernehmen sollten.

Zum Beispiel, das Kleinkind das gescholten wird, weil es versucht über sein Weinen den Eltern mitzuteilen, dass es sich aus seinem Gefühl heraus in einer Not befindet und sich nicht anders zu helfen weiß, als laut und anhaltend zu weinen. Das Weinen bringt die Eltern an die Grenzen Ihrer Belastbarkeit und um diese Situation von sich abzuwenden, wird das Kleinkind mit Nachdruck und Schärfe angewiesen, sein Verhalten zu beenden.

Ein weiteres Beispiel: Sind wir etwas älter, erkranken und die Versorgung kann nur in einem Krankenhaus durchgeführt werden, ist es oft immer noch so, dass Kinder mehrere Tage oder sogar Wochen allein dem Personal des Krankenhauses übergeben werden und sich vollkommen verlassen und einsam fühlen, durch Ihre Lieben.

Da der Mensch sehr anpassungsfähig ist, überlebt er alle diese Situationen und das Verschwinden der Symptome lässt den Anschein entstehen, alles sei in bester Ordnung. Doch das auf der Seelenebene eine extreme Beschädigung entstand, das Menschlein für sich den Glauben erworben hat, es sei zu wenig wert, dass sich wer um seine Ängste und Nöte fern vom sicheren Zuhause kümmert, ist das, was nicht sichtbar wird.

Eine Trauma- Erfahrung hat stattgefunden die, wird sie nicht aufgelöst, das ganze Leben beeinflusst und mit vielen Nerven, neuronale Netzwerke und
Verbindungen herstellen wird.
Neuronen sind „soziale Wesen“, die andere Neuronen suchen, um  mit Ihnen Verbindungen einzugehen.

Bis zu 100000 synaptische Koppelungen kann eine einzige Nervenzelle unterhalten. Diese Netzwerke werden dann aktiv, wenn der Mensch in Situationen gerät, die für Ihn Ähnlichkeiten mit der Grunderfahrung aufweisen und den Mangel, den er in dem Moment erlitten hat, triggern.

Wenn wir dann mit anderen Menschen in Beziehungen treten, ob im Beruf, im Freundeskreis, der Familie oder in der Partnerschaft werden diese Netzwerke anspringen sobald wir uns nicht gesehen, wahrgenommen oder ungerecht behandelt fühlen. Da wir nicht im Fluss unserer Möglichkeiten schwimmen, sondern die Situationen uns anstrengen und Stress in unserer Umwelt dazu beiträgt, dass wir uns nicht auf diese Situation fokussieren, ist es unserem Gehirn durch Schutzmechanismen die als Notfallprogramme unser Überleben sichern kaum möglich, wirklich konstruktive Lösungen zu entwickeln und wir rutschen ohne uns dessen bewusst zu sein in Emotionen, die mit der Situation gemeinsam gespeichert wurden.
Je öfter wir in solche Situationen geraten, umso intensiver wird das Erleben und die innerliche bildliche Vorstellung von der bevorstehenden Gefahr.
Der Ur-Instinkt des Überlebens springt dann an.
Entweder wir greifen unser Gegenüber an oder wir flüchten, um uns aus der Gefahrensituation zu retten.‘

Wenn wir uns lange in solchen „Gefahren“ aufhalten, hat die Natur eine weitere Überlebensstrategie entwickelt. Wir gehen in eine gefühlsmäßige Starre. Die Emotionen werden gedeckelt und führen zu einer Reduktion des Empfindens, um die Härte oder Ohnmacht von überbordenden Gefühlen und nicht lösbaren Situationen nicht spüren zu müssen, die uns bedrohen, bedrücken oder gefangen halten.

Dies läuft auf einer unbewussten Ebene ab und wir glauben, die Kontext-Faktoren und Menschen in den Situationen sind schuld an der gefühlsmäßigen Misere und wir müssen diese Menschen aus unserem Leben eliminieren, damit wir wieder frei von den Gefühlen werden.

Wir haben eigentlich das Glück, dass diese Menschen uns begegnen und uns behilflich sein können, genau das anzusehen, was uns gerade diese Gefühle beschert, um den Schmerz hinter uns lassen zu können.

Statt Wut und Ärger wären Dankbarkeit und Bereitschaft den Verlust der Integrität in uns zu entdecken so hilfreich, den so hartnäckigen Mangel zu transformieren und wirklich offen zu werden, für Beziehungen zu anderen Menschen, die erst dadurch konstruktiv und nährend sein können.

Leider werden Selbstregulationstechniken und Selbststudium uns in keinem Fach der Schule nähergebracht, um diese gesellschaftsuntermauernden Fähigkeiten wie Empathie für sich selbst und andere, Mitgefühl und Toleranz, Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz im Miteinander zu kultivieren und diese Ressourcen auch zu nutzen.

Habgier, Neid und Missgunst erwachsen aus dem künstlich erzeugten Gefälle zwischen Menschen in einer Gesellschaft, die durch Wertung anderer oder auch von sich selber, den eigenen Selbstwert sowie die Wertschätzung verloren oder entzogen bekommen haben und nun nach dem gieren, was  andere angeblich haben.

Wer von sich kann schon behaupten, seine Zellverbindung sei wertvoller als der Zellzusammenschluss des neben ihm stehenden Menschen?

Bewertungen schaffen ein imaginäres Stufensystem, das verhindert, sich auf gleicher Höhe zu begegnen. So entsteht Distanz.

Hürden bauen sich auf aus den Verletzungen durch die Haltung oder das Verhalten anderer zum betroffenen Individuum. Die Missachtung des eigenen Wesens, aus dem Gefühl der Mangelhaftigkeit gegenüber denen, die für besser oder mehr Wert gehalten werden, lässt Frustration in dem Menschen entstehen, die zu negativen Gefühlen führt.

Erst wenn wir uns selber schätzen und lieben lernen, unsere Ressourcen entwickeln und darüber uns in andere besser einfühlen können, ist Beziehung zu wem auch immer konstruktiv und nährend möglich.

Uns lieben lernen heißt, unsere beschädigten Herzen wieder zu heilen und bei uns die Irritation in Konfrontationen ausfindig zu machen, die sich auf Begebenheiten in anderen Altersstufen zurückführen lassen.

Begegnung ist dann auf gleicher Höhe ohne Dünkel oder Hintergedanken praktizierbar. Wenn beide Individuen diese Haltung einander gegenüber an den Tag legen, sind sogar längerfristige, stabile und respektvolle Verbindungen eine Konsequenz aus dem Verständnis für den anderen und der Bereitschaft sich mit Ihm /Ihr auch intensiv auseinander setzen zu wollen. Das gilt für jeden Bereich unserer sozialen Begegnungen ob Beruf, Familie, Freundschaft oder Partnerschaft.

Steve De Shazer oder Milton Ericson wird der Spruch zugeordnet:

Es ist nie zu spät eine glückliche Kindheit gehabt zu haben!

Diese können wir entwickeln durch die Behebung der mangelbehafteten Situationen aus unserem Leben, die Speicherung und Negativ-Beurteilung durch uns erfahren haben, sowie durch unseren Mut uns diesen zu stellen
und uns selber zu lieben.

Ich gehe für mich selber, aber auch gern mit anderen als Begleitung zu diesen Erfahrungen, denn auf der anderen Seite warten Freiheit, Freude und Entspannung, um in Liebe und Harmonie mit uns und anderen zu leben.